Victoria Accordions - viel Liebe und Know-how
Im März 2024 habe ich - fast ein Jahr nach der Bestellung - mein neues Akkordeon erhalten, eine Piuma der Akkordeon-Manufaktur Victoria. Und um es vorweg zu nehmen: Ich bin überglücklich damit! Nie zuvor, konnte ich mit einem Instrument genau so gestalten, wie ich es mir vorstelle.
Piuma bedeutet "Feder". Das ist ein passender Name für dieses Instrumet, denn es ist zu großen Teilen aus Geigenbau-Holz entstanden und daher ausgesprochen leicht - ein Segen, wenn man wie ich oft im Stehen spielt.
Rückkehr
Nun, einige Montate später und nachdem die Piuma etwas eingespielt ist, bin ich mit dem Akkordeon zurück nach Castelfidardo gereist, um letzte Feinheiten daran vornehmen zu lassen. Eigentlich ist so etwas erst nach einem Jahr üblich, aber dafür bin ich wohl zu ungeduldig.
Wunschzettel und ...
Auf meinem Wunschzettel stehen kleine technische Änderungen, ein verändertes Ansprechverhalten einzelner Töne, eine leichte Nachstimmung, zwei kleine Holzeinsätze, um den Bassklang etwas zu verdunkeln, und der Wunsch, das Instrument insgesamt auf eine kraftvollere Spielweise einzurichten.
Elke, Chefin von Victoria, und ihr Sohn Martin hören sich meine Vorstellungen sehr genau an, fragen nach, machen Vorschläge, sind interessiert und aufgeschlossen. Jedes Wort lässt ihren Willen erkennen, ein hervorragendes Instrument noch besser zu machen.
Wirklich überraschen kann man sie aber nicht, denn bei ihr gehen Künstlerinnen und Künstler ein und aus, die ähnlich eigenwillige Diven sein können wie - ein neues Akkordeon. Da sind meine Wünsche wohl eher brav.
Von Montag bis Donnerstag komme ich jeden Tag vorbei, probiere aus, erörtere weitere kleine Eingriffe, bekomme zwischenzeitlich sogar Elkes eigenes Instrument geliehen, damit ich im Hotel nicht so "auf dem Trockenen" sitze. Und es ist verflixt: Je besser das Instrument wird, desto mehr Wünsche fallen mir ein...
Unterdessen erlebe ich begeistert, wie eine Piuma immer mehr meine Piuma wird.
... Schockmoment
Und dann doch noch ein Schockmoment:
Eine Stimmplatte muss herausgebrochen (Fachausdruck: angehoben) werden, was ganz schön brutal aussieht. Ich denke für mich: "Hättest du doch die Klappe gehalten..."
Aber wenige Minuten später ist die Stimmzunge korrigiert, und die Platte wieder mit Wachs auf dem hölzernen Stimmstock angebracht.
Und die ganze Zeit darf ich mich über die familiäre Atmosphäre freuen, die in der 12-köpfigen Belegschaft herrscht und in die ich mich auch sogleich einbezogen fühle.
Und ich darf drei nette Leute aus verschiedenen Ländern kennenlernen, die einen von Elkes Kursen zur Akkordeon-Reparatur besuchen.
Zu guter Letzt werden wieder alle Teile zusammengesetzt, und ich bin glücklich.
Morgen geht es nach Hause. Fast ein bisschen schade, aber ich habe die Gewissheit, mich über mein Instrument nun noch mehr zu freuen als zuvor.
Vielen Dank für dieses tolle Instrument, für die spannenden Tage, fürs Zuhören, für das musikalische Verständnis jenseits handwerklicher Notwendigkeiten, für die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft!
Hier noch ein paar Links:
Erste Aufnahme mit meiner Piuma